OpenStreetMap

Einige Leser haben vielleicht einen leicht genervten Tweet von mir gesehen als ich diese Woche entdeckt habe, dass die Vernehmlassung über die Revision des VGWR an uns vorbeigegangen ist, ohne dass wir die Möglichkeit hatten unsere Meinung dazu anzubringen.

Um was geht es?

Das Gebäude- und Wohnungsregister ist ein schweizweiter Datensatz der sämtliche bewohnte Gebäude und Wohnungen in der Schweiz umfasst. Neben Merkmalen die für OpenStreetMap nicht interessant sind, enthalten die Daten auch einen vollständigen Adressdatensatz und zum Beispiel auch die Anzahl Stockwerke für jedes Gebäude. Die GWR Daten sind zwar nach der jetzigen Rechtslage nicht direkt in OSM nutzbar aber wir haben immerhin Zugriff auf einer daraus erzeugten Strassennamensliste den wir zur Qualitätskontrolle nutzen.

Aus den GWR-Daten generierte Adressen werden von SwissTopo auch auf map.admin.ch angeboten, auf welcher Rechtsgrundlage die Publikation beruht ist allerdings völlig unklar. Dies tangiert OSM insofern, dass in der Schweiz man keinen urheberrechtlichen Schutz so publizierter Daten erwarten kann, und der Nutzer somit auf magische Art und Weise wissen müsste, dass das aktuelle VGWR eine abschliessende Aufzählung der erlaubten Nutzungen enthält und diese Daten in keiner Art und Weise für OSM genützt werden dürfen. Eine ähnliche Problematik stellt sich auch mit öffentlich zugänglichen Datensätze dessen Nutzung im Geoinformationsgesetz geregelt wird, aber immerhin muss man da nicht ganz so obskure Kenntnisse der Rechtslage haben um sich richtig zu verhalten.

Was soll sich nun ändern?

Der definitiver Text des revidierten VGWR, der Anfangs 2017 in Kraft treten soll, ist nicht verfügbar, deshalb bezieht sich diese Analyse auf den für die Vernehmlassung verteilten Entwurf. Dieser regelt viel administratives neu, zum Teil aus föderalistischer Sicht durchaus nicht unproblematisch, und erweitert das GWR um die nicht bewohnten Gebäude. Relevant für OSM sind vor allem aber die folgenden Punkte:

  • Die eigentlichen GWR Daten bleiben weiterhin nicht nutzbar, da ein vollständiges Verbot der kommerziellen Nutzung besteht.
  • Im Rahmen einer gleichzeitigen Revision der Verordnung über geographische Namen (GeoNV) wird die SwissTopo ein amtliches Adress- und Strassendatensatz aus den GWR Daten erstellen. Dieser Datensatz wird die Zugangsberechtigungsklasse A (öffentlicher Zugang) erhalten.
  • Die SwissTopo wird verpflichtet mit den aus dem GWR abgeleiteten Adressdaten ein Geokodierungs-Dienst zu betreiben

Gibt es demnächst einen schweizweiten Adressdatensatz den wir nutzen können?

Man muss natürlich wissen, dass Verordnungen vor allem von den betroffenen Ämtern geschrieben werden und mit Sicherheit SwissTopo genau diese Bestimmungen im Text haben wollte. Problematisch ist das zwar die Berechtigungsklasse A für die Adressdaten festgeschrieben wird, dies aber nur eine notwendige Voraussetzung für die Veröffentlichung als offene Daten ist und nicht eine solche vorschreibt. Da von den aktuell 63 von SwissTopo auf opendata.swiss angebotenen Datensätze keine einzige zu offenen Bedingungen angeboten wird, kann davon ausgegangen werden, dass dies auch bei den Adressdaten nicht anders gehandhabt wird.

Der weitere ordnungspolitische Fehltritt findet sich darin, dass SwissTopo “verpflichtet” wird Geokodierungs-Dienste anzubieten. Wären die Adressdaten tatsächlich offen und frei verfügbar, könnte jeder, mit geringem Aufwand, selbst einen solchen Dienst gratis oder gegen Entgelt anbieten. Der Verdacht liegt nahe, dass die wirkliche Absicht ist das Dienstleistungsangebot der SwissTopo und ihren Marktanteil auch weiterhin zu sichern und keinen Markt für solche Dienstleistungen auf Basis der „offiziellen“ Daten entstehen zu lassen.

Was bedeutet dies für OpenStreetMap?

Aus OSM Sicht wird es vielleicht möglich sein die Adressdaten zur Qualitätssicherung zu verwenden, wie wir es bereits mit einigen kantonalen Datensätzen mit restriktiven Lizenzbedingungen machen. Wir können auch hoffen, dass die verbleibenden Kantone die solche Daten selbst sammeln, diese uns dann zu offenen Bedingungen abgeben da in der neuen Konstellation eine, auch nur potentielle, kommerzielle Verwertung völlig aussichtslos sein wird.

Da wir mit den kantonal Berner Adressdaten zusammen wohl bald 2/3 der Schweizerischen Adressen zur Verfügung haben und unsere Abdeckung laufend besser wird, sind wir auf gutem Weg den wirklich offenen Adressdatensatz für die ganze Schweiz anzubieten.

Discussion

Comment from chatelao on 10 November 2016 at 19:36

Haben wir in Bern jemanden, der sich um das Thema direkt im Parlament kümmert? Es gibt ja immer mehr Parlamentarier, die sich “Open Data” auf die Fahne schreiben.

Comment from SimonPoole on 10 November 2016 at 19:51

Wir haben gute Beziehungen zu opendata.ch und im Prinzip dadurch auch Kontakte in Bern.

In diesem Fall ist das Parlament aber nicht involviert (da eine Verordnung und nicht ein Gesetz) und die Zeit vermutlich zu knapp um irgendwas via Politik noch zu bewirken.

Comment from MapMakinMeyers on 8 December 2016 at 21:40

@SimonPoole, is there open address point data for the entire nation? Thanks!

Comment from SimonPoole on 8 December 2016 at 21:49

@MapMakinMeyers nope, essentially there is some cantonal and city data, but that is it at this point in time (OSM is currently likely the best open dataset), see http://sosm.ch/projects/swiss-open-addresses/

Comment from MapMakinMeyers on 8 December 2016 at 22:09

Thanks! Do you know the person in charge of that project? Is there an updated list of sources/ sites as per the data? Cheers

Comment from SimonPoole on 9 December 2016 at 15:39

Well “person in charge” is me, and there hasn’t been any changes as of late. Originally we were planning on documenting in OA format, but given the potential changes (as mentioned) it doesn’t seem to make sense until we have clarity wrt the GWR.

Log in to leave a comment