OpenStreetMap

Warum ich mich immer so ärgere, wenn ich auf solche Kreuzungen treffe? Kreuzung mit scharfen Winkeln Hier wurde doch alles richtig gemacht, oder? Alle Ways exakt in der Mitte des Straßenabschnittes, den sie repräsentieren, das Luftbild optimal nachgezeichnet.

Warum das doch nicht so optimal ist, sehen wir, wenn wir mal annehmen, wir kommen von Osten und wollen nach Norden. Für unser Navi sieht der Fahrweg so aus: Kreuzung mit scharfen Winkeln Erst geht es scharf nach rechts, fünf Meter weiter ebenso scharf nach links. Nach diesem ersten Stunt wird ein erholsamer Bogen nach rechts gefahren, an dessen Ende es wieder scharf nach links und dann – jetzt noch eher und fast rechtwinklig – wieder scharf nach rechts geht. Dann noch eine harte S-Kurve mit zweimal 45° Richtungsänderung, und – puh! – wir können wieder durchatmen.

Sorry, das kann’s nicht sein. Real ist das mitnichten so ein vielkurviges Manöver. Real wird das Lenkrad einmal kurz und leicht nach rechts gedreht und dann wieder zurück. Mehr nicht.

In meinem Mappinstil sieht die Kreuzung so aus (bereits mit hervorgehobenen Fahrweg): Kreuzung mit sanften Winkeln Ist das nicht eher das, was auch wirklich gefahren wird? Drei kleine Knicke sind noch drin. Lassen sich kaum vermeiden. Aber insgesamt ist das IMHO so dicht wie möglich an der Wirklichkeit, solange wir Straßen als Linien abbilden, also deren Breite irgendwie vernachlässigen. Jedenfalls wird jetzt in OSM wie auch in echt die ganze Zeit sanft nach rechts gefahren, kein Zickzack. Gefällt mir wesentlich besser.

Das mache ich immer so, wenn ich mit einer Kreuzung fertig bin: Ich gehe alle möglichen Durchfahr- und Abbiegevorgänge durch und achte darauf, ob die so realitätsnah wie möglich abgebildet sind – keine zu spitzen Winkel, keine Linkskurven, wo nach rechts gefahren wird (wie oben, das gilt natürlich auch umgekehrt).

Ich höre schon zwei Einwände, deshalb nehme ich sie vorweg:

Die Ways der Rechtsabbiegerampen sind nicht in der Mitte!

Ja. Und? Müssen sie das? Auf der B 56 ist der Way auf der Mittellinie, da fahren wir auch die ganze Zeit fünf Meter daneben lang, ohne dass das jemanden stört. Warum soll das jetzt auf einmal schlimm sein? Hat dir dein Navi schon mal gesagt „Du fährst fünf Meter neben dem Way, fahr bitte fünf Meter weiter links!“? Quatsch. Dein Navi weiß, dass du auf einer Straße fährst, die eine Breite hat, und nicht auf einer Linie, von der du keinen Meter abweichen dürftest. Dein Navi denkt sich den OSM-Way auf deine seitliche Position.

Normalerweise lassen wir die OSM-Ways in der Straßenmitte laufen, richtig. Das ist auch gut so. Aber bei kurzen Abbiegerampen ist das für mich eine Frage der Kompromisse: Lieber lege ich den Way etwas daneben, als ihn in einer Form anbinden zu müssen, die mit dem tatsächlich gefahrenen Abbiegevorgang nicht mehr viel zu tun hat.

Wir müssen (und können!) gar nicht die geographische Lage des Fahrweges zentimetergenau abbilden. Das ginge nur mit einem Way pro Fahrspur. Wir sollten aber seine Form, seinen Verlauf, realistisch abbilden. Die Position der Abbiegung sollte in Vorne-Hinten-Richtung stimmen, damit das Navi im richtigen Moment „jetzt abbiegen“ sagen kann. Wo sie in Links-Rechts-Richtung sitzt, ist dem Navi dabei ziemlich wurscht. Muss es auch, wenn ein einziger Way eine Straße mit mehreren Spuren repräsentiert.

Deine Rechtsabbiege-Ways fahren über durchgezogene Linien, das darf man nicht!

Der erste Teil stimmt. Der zweite auch. Aber sie haben nichts miteinander zu tun! Der Way bedeutet ja nicht „Fahr exakt hier lang“. Wenn er das bedeutete, dann müssten wir vorher auch auf der Mittellinie fahren. Siehe auch letzte Antwort zum Thema exakte Lage.

Natürlich muss der Abbiegeway in OSM an dem Way ansetzen, auf dem man kommt. Aber man beginnt ja nicht auf dieser geographischen Position (also auf der Mittellinie der Straße) mit dem Rechtsabbiegevorgang, sondern viel weiter rechts, und deshalb muss man auch nicht über die durchgezogene Linie fahren, obwohl der Abbiegeway, der zwangsläufig weiter links ansetzen muss, das tut. Der Abbiegeway ist keine exakt festgelegte Fahrlinie, sondern eine abstrahierende Abbildung des Sachverhalts „hier zweigt die Abbiegerampe ab“, und diese abstrahierende Abbildung darf ohne Weiteres über durchgezogene Linien verlaufen. Nur Fahrzeuge dürfen das nicht, sie tun es aber auch nicht, weil sie sich den Abbiegeknoten einfach zehn Meter nach rechts denken, auf ihre seitliche Position.

TL;DR: Sollte ich dich nicht überzeugt haben, solltest du also weiterhin Abbiegerampen lieber mit kurzen, scharf abbiegenden Verbindungsstücken mappen, dann bitte ich dich, diese kurzen Verbindungsstücke (und nur die) mit placement=transition zu taggen, um maschinenlesbar klarzustellen, dass sie nur der datenlogischen Anbindung dienen und keine tatsächlich gefahrenen Wege darstellen.

Discussion

Comment from kreuzschnabel on 4 May 2018 at 11:05

Nachbemerkung, falls du die Kreuzung persönlich kennst: Ich habe das Beispiel überspitzt, und es ist auch wirklich nur ein Beispiel. Die Kreuzung war nie so gemappt wie oben (ist jetzt aber so wie unten). Deshalb mache ich auch keinem Vormapper einen konkreten Vorwurf. Aber ich habe in der Gegend Ähnliches gefunden, und wo ich schon mal dabei war …

Comment from Harald Hartmann on 4 May 2018 at 13:19

Schade, dass der von NNO kommende Rechtsabbieger wohl auch geampelt wird, sonst hätte man noch die 3 getrennten Ampel zu einer einzigen im Kreuzungsmittelpunkt zusammenfassen können … oder?

Hmm, und mir stellt sich noch eine Frage: wäre es nicht sogar möglich, auch noch die Ellipse in einen Weg zu mappen? Ist ja mehr oder weniger nix anderes wie eine traffic_calming=island, oder? :-D (ja ich weiß, da gibt’s bestimmt wieder Einwände von den baulichgetrennt Jüngern)

Comment from kreuzschnabel on 4 May 2018 at 14:17

Ich trau mich kaum, es zu sagen, aber vorher war die Ampel auf dem Hauptkreuzungsnode. Ich finde es aber generell schöner, die Ampeln in etwa an die jeweiligen Haltelinien zu packen und bei Nicht-Einbahn-Ways halt mit direction=* zu versehen (damit ein geradeaus fahrender Router nicht zwei Ampeln sieht, wo nur eine ist). Aber das kann man so oder so machen, inhaltlich ist es kein Unterschied, technisch brauchen fünf Tags auch nicht sooo viel mehr Speicherplatz als eines.

Ellipse: Wenn ich schon aufteile, dann alles, was baulich getrennt ist, keine halben Sachen. (Hab ich mal anders gesehen, siehe unterster Blogeintrag.) Vorteil: Wenn da noch ein Fußgängerüberweg durchgebaut wird, sind alle einzelnen Übergänge gleich separat da.

Wären die von Norden kommenden Rechtsabbieger nicht baulich getrennt, müsste dieser Way natürlich rechtwinklig auftreffen (schiefe Ellipse), um keinen zu steilen Abbiegewinkel nach rechts zu erzeugen. Aber so wie hier geht es symmetrisch-schräg.

Comment from Lokalfuerst on 3 March 2019 at 17:34

Hallo zusammen; Kreuzschnabel, ich stimme deinen Ausführungen vollständig zu. Wie von dir beschrieben besteht das Darstellungsproblem an Krezungen, weil Wege / Strassen als Linie mit Eigenschaften (z.B. Lanes) dargestellt werden und in Krezungsnähe der Übersichtlichkeit wegen als einzelne bzw. weiter aufgefaecherte Fahrspuren. Genau an der Übergangsstelle besteht das Problem, welches Kompromisse erfordert. Der von dir säuberlich vorgeschlagene Vorgehensweise lässt den Fahrer bei Anfahrt den Spurverlauf eindeutig und so real wie möglich erkennen.

Anders als bei Kreuzungen würde ich mir auf Karten eine deutlichere Darstellung von Verkehrsinseln wünschen. Wenn man z.B. früh im grauen Morgennebel in einen Ort einfährt und zwecks Traffic Calming eine dicke Verkehrsinstel in der Strassenmitte residiert, wäre es schön, wenn diese bzw. die Fahrspuren darum herum auf dem Navi eindeutig angezeugt würden. Vielleicht hast du dazu ein paar Hinweise.

Gruss Lokalfuerst

Comment from kreuzschnabel on 3 March 2019 at 18:38

Hallo Lokalfuerst! Am einfachsten taggt man die Verkehrsinsel als traffic_calming=island an den Straßenabschnitt. Damit wird es dem Navi überlassen, den Fahrer darauf hinzuweisen, und über die genaue Geometrie wird nichts ausgesagt. Immer häufiger wird der Way an solchen Stellen tatsächlich aufgeteilt und die Geometrie abgebildet. Das ist natürlich in Ordnung, aber wenn man dann die Ways von der Fahrbahnmitte auf die Einzelspurmitten legt, entstehen auch leicht überscharfe Richtungsänderungen – viel Platz hat man ja auch nicht an einer 20 Meter langen Aufteilung. Ich lasse die Einzel-Ways dann gern an der Kante der Insel entlanglaufen, dann stimmt die Geometrie in der Darstellung wieder. Ganz wichtig: Wendeverbote an beide Enden setzen, sonst sieht das für einen Router wie eine willkommene Wendestelle aus.

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