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highway=service – die unverstandene Wegeklasse?

Posted by kreuzschnabel on 5 November 2016 in German (Deutsch). Last updated on 7 November 2016.

Ich muss mal was über highway=service loswerden, nachdem ich gerade einen ganzen Sack davon zurechtgerückt habe. Viele davon sind nämlich mit Hilfe des service=*-Tags „zu klein“ getaggt, was Folgen für unterschiedliche Anwendungen hat und deshalb vermieden werden sollte.

Zum Beispiel macht die Anwesenheit eines Parkplatzes nicht jede Fahrspur darauf automatisch zum service=parking_aisle!

Hier mal kurz meine Auffassung der Dinge, die sicher kein Evangelium ist. Aber sie deckt sich mit dem Wiki, und das sollte doch unser gemeinsamer Nenner sein, damit unsere Daten optimal auswertbar sind.

service=parking_aisle

Fangen wir damit an, wo ich es schon angeteasert habe. Das kennzeichnet kleine Fahrspuren auf Parkplätzen, auf denen man zu einem bestimmten Abstellplatz gelangt. Aaaber: Zufahrten auf den Parkplatz und Durchfahrtswege über den Parkplatz sowie Verteiler-Fahrspuren, die zu mehreren Parkbereichen führen, sind keine service=parking_aisle, sondern highway=service ohne service=*-Zusatz! Siehe Wiki: The main way(s) on the parking lot, for entering and connecting multiple parking_aisle, should be mapped with highway=service, only. Da gibt’s auch ein sehr schönes Beispiel: Beispiel Parkplatzmapping Der breitere durchgehende Weg ist highway=service ohne service=parking_aisle. Ich hätte auch den nördlichen Bogen so getaggt, da er als Verteiler funktioniert.

service=driveway

Das wohl meistmissverstandene Tag ever. Ich habe den Eindruck, „driveway“ wird oftmals allzu wörtlich als „Fahrweg“ übersetzt und daraus geschlossen, dies sei das angemessene Tagging für jede Art kleiner Fahrwege. Das trifft aber nicht zu.

„driveway“ bezeichnet im Englischen vielmehr einen speziellen Fall, nämlich eine Ein- oder Auffahrt zu einem Privatgrundstück, also einen (meist sehr kurzen) Fahrweg aus dem öffentlichen Verkehrsraum heraus auf Privatbereich. Führende Online-Wörterbücher sehen das auch so. Und es steht so auch im Wiki: A driveway is a service road leading to a residential or business property, usually with access=private.

Das könnte zwar auch dazu verführen, eine kilometerlange Zufahrt zu einem außenliegenden Forsthaus so zu taggen, aber der letzte Teilsatz spricht dagegen: Das Wiki betrachtet service=driveway implizit als Privatweg, also größtenteils über Privatgrund laufend. Daraus folgt messerscharf, dass ein highway=service, von dem noch irgendwas anderes öffentlich Nutzbares abzweigt, und sei es ein Trampelpfad, in keinem Fall service=driveway ist.

Rendering

Übrigens: Diese beiden, parking_aisle und driveway, werden in Mapnik in Zoomleveln 15 oder kleiner nicht mehr dargestellt. Das hat die Nebenwirkung, dass davon abzweigende hw=track oder hw=path „in der Luft hängen“. Ja, wir mappen nicht für den Renderer, ich weiß. Aber wir mappen auch nicht gegen ihn. Und dieses Verhalten hat ja seinen Grund: Die Maintainer gehen offenbar auch davon aus, dass diese kleinen serviceways als reine Zufahrten unterhalb ZL 15 keine Bedeutung mehr haben (Pfade und Tracks aber sehr wohl!).

service=(gar nichts)

Es ist keinesfalls verboten oder unerwünscht, einen highway=service ganz ohne service=* zu mappen. Im Gegentum: Das Wiki empfiehlt es ja für Zufahrten zu Parkplätzen ausdrücklich so, siehe Link oben!

Ich persönlich mappe jede kleine Zufahrt erstmal highway=service ohne Zusatz und schaue dann, ob einer von den Zusätzen zutrifft:

  • Reine Grundstückseinfahrt aus dem öffentlichen Verkehrsraum heraus, ohne weitere Abzweigungen oder Fortsetzungen? Könnte ohne Verluste access=private getaggt werden? Dann service=driveway.

  • Durchfahrt über privates Gelände, etwa für eine Tankstelle – hier rein, da raus? Dann service=drive-through.

  • Fahrspur auf Parkplatz, die ausschließlich dem Erreichen einer Parkposition dient, nicht der Fahrt zum oder über den Parkplatz? Dann service=parking_aisle.

  • Kleine Gasse, die sich zwischen anderen Grundstücken oder Häusern hindurchzwängt? Dann service=alley.

  • Nichts davon? Dann bleibt das service=*-Tag ungesetzt. Warum auch nicht?

–ks

Discussion

Comment from imagico on 5 November 2016 at 20:20

Gute Punkte.

Bei service=driveway wäre daneben auch ein Ausschluss-Kriterium, wenn der Weg neben der Funktion als Zufahrt zu einem Grundstück auch als Zufahrt zu angrenzenden Nutzflächen wie Acker, Wiesen oder Waldstücke dient - selbst wenn es dafür keine weiteren Abzweigungen gibt.

Ein weiterer häufiger Missbrauch von highway=service liegt daneben bei der Verwendung auf Flächen mit area=yes vor. Dies wird verbreitet als allgemeines Tag für asphaltierte Flächen verwendet, ist dafür aber nicht da, sondern nur für Bereiche, die primär dem bewegten Verkehr dienen und nicht für Flächen, die hauptsächlich zum Parken, Abstellen oder zur Lagerung von Dingen dienen.

Comment from geri-oc on 6 November 2016 at 09:24

Eventuell sollte im WIKI ein Link auf diesen Artikel stehen. Ich sah und sehe es auch so. Wenn ein “Weg” mehrere Grundstücke anschließt, muss es kein residential sein, wenn die Grundstücke “verstreut” liegen. Man sollte schon mehr auf den örtlichen Mapper “vertrauen” … In Zinnwald sehen es jedenfalls auch die Anwohner so - die sogar bei Möbellieferungen auf kleinen “LKW” verweisen müssen. Obwohl es keinerlei Beschränkungen auf dem “Weg” gibt.

@imagico: Für Zufahrten zu Feldern, Wäldern würde ich eher track nutzen. Und eine “service”-fläche nutze ich auch schon, wenn an so einem hw eine Fläche “ohne Kennzeichnug” liegt. Es sind manchmal “Schneelagerflächen” - zumindest bei uns im Gebirge.

Gruß Gerd

Comment from imagico on 6 November 2016 at 10:13

@geri-oc

Der Normalfall im ländlichen ist halt, dass ein Zufahrtsweg zu einem Hof, oft asphaltiert und primär nicht landwirtschaftlich genutzt, daneben auch als Zugang zu angrenzenden Feldern und Wiesen dient. Das ist dann m.E. highway=service aber definitiv kein service=driveway.

Zu Flächen - nur weil eine Fläche asphaltiert ist und an eine Straße grenzt wird sie damit nicht zu einem highway=service. highway=* in OSM ist allgemein ein an der tatsächlichen Nutzung orientiertes Tag und keine Beschreibung des Oberflächenzustands.

Das liegt natürlich auch ein bisschen daran, dass es für solche Mehrzweck-/Abstell-/Lagerflächen keine etablierten Tags in OSM gibt - insbesondere für das Mikro-Mapping von Fabrik-/Betriebshöfen und Ähnlichem fehlt da ein strukturiertes Konzept.

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