OpenStreetMap

Gehen OSM die Mapper aus?

Posted by w-j-s on 9 August 2016 in German (Deutsch). Last updated on 10 August 2016.

Wenn man so sieht, wer wo im Schwarzwald, dem Elsass oder dem Raum Basel editiert: es ist mittlerweile da ziemlich mau aus. Recht wenige Leute - und es wird da gebaut wie noch nie in den letzten 10 Jahren: Häuser, Straßen, Kreisverkehre. Man kommt da gar nicht nach, die Karte aktuell zu halten,

Da stellt sich mir als mittlerweile recht wenig aktivem Wikipedianer und Heise-Foren-Troll die Frage, ob OSM die Mapper ausgehen. (Was ja jemandem in den USA, der die “Craft-Mapper” eh nicht mag, gefallen dürfte, siehe http://mike.teczno.com/notes/openstreetmap-at-a-crossroads.html

So nebenbei: http://hdyc.neis-one.org/?migurski zeigt uns einen offenkundigen Silicon-Valley-Nerd, der wohl nicht gerade oft im Wald Mountainbike fährt, oder das Rad als Transportmittel benutzt. Recht mager, die Beiträge zu OSM bisher, wenn man so austeilt wie er.)

Aber zurück zu OSM: Viele Leute scheinen die Lust wieder verloren zu haben, die da mal aktiv waren. C’est la vie, offenbar. (und von diesem Account wird man auch nichts erwarten dürfen, vielleicht Fehlermeldungen in OSM setzen und lösen oder vielleicht Blogposts ;-).

Und Neulinge? Vielleicht sind kommerzielle Karten wie Google den Leuten gut genug, weil sie eh Luftbilder bevorzugen. Karten setzen ja ein gewisses Maß an Abstraktionsvermögen voraus - und das dürfte vielen Leuten einfach fehlen. Wer war in Erdkunde etwa in der Schule wirklich gut?

Oder liegt es auch daran, dass das das Smartphone den PC in der Internetnutzung abgelöst hat? Das Smartphone taugt nicht viel zum Editieren, vielleicht außer den - allerdings sehr wichtigen - POIs, dem Salz in der Suppe sozusagen.

Aber die Suppe selbst? Diese undankbare Kiloarbeit, aus Luftbildern, Mapillary-Bildern, Maps4bw und natürlich selber, am besten eigenen GPS-Traces vor Ort erkunden, eine Karte* zu erstellen, das ist vielleicht nur etwas für Leute mit Asperger. Das macht 1% der Bevölkerung, überwiegend auch noch Männer, und die müssen dann auch noch Karten statt Wikipedia mögen. (Das war jetzt nicht alles ganz ernst gemeint).

Manchmal gibt es allerdings auch Lichtblicke: Da kümmert man sich etwa in Schopfheim nach fünf Jahren der Abstinenz dort mal wieder um die Suppe und kurze Zeit später fängt jemand anders damit an, diese zu auch gut würzen.

In Neuenburg bleibt die Suppe dagegen offenbar fad, auch wenn sie gerade heiß gemacht wird. ;-)

*zur Karte: Ja, OSM ist keine Karte, es ist eine Geodatenbank, aus der man u.a. auch unterschiedlichste Karten herstellen kann - aber etwa auch Navigationslösungen. Das macht es aber alles nicht einfacher.

Discussion

Comment from giggls on 10 August 2016 at 11:25

Realistisch betrachtet waren es schon immer relativ wenige Powermapper, die wirklich relevante Teile zur Karte beigetragen haben.

Natürlich ist es heute schwieriger neue Leute zu begeistern als am Anfang. Es hat halt nun mal was sein Dorf komplett aus dem Nichts erstehen zu lassen, da können wir heute zumindest in Deutschland nicht mehr bieten.

Ich habe über die Jahre die Beobachtung gemacht, dass es immer wieder Menschen gibt die sich sehr stark engagieren, dann aber genauso schnell wieder verschwinden wie sie aufgetaucht sind.

Ich mappe heutzutage auch weniger als vor einigen Jahren. Vermutlich auch, weil die Karte für meine Zwecke zumindest in meinem direkten Umfeld längst gut genug ist.

Gruss

Sven

Comment from w-j-s on 10 August 2016 at 12:03

Hallo Sven,

ja, es sind in der Regel nur wenige Powermapper, ich weiß. Doch die machen nur das Gerüst. Die Feinheiten, die die Karte wirklich gegenüber der Konkurrenz überlegen machen, die machen andere rein: Sitzbänke eintragen, Spielplätze, Briefkästen, Haltestellen, Geschäfte etc. und die dann auch mal einmal im Jahr wenigstens den Frühjahrsputz machen… Da kommt man nicht auf 6 Millionen Changes damit wie mancher Powermapper, sondern über die Jahre vielleicht auf 10.000, 20.000. Aber einer davon wiegt quasi 100 des Powermappers auf. Aber an solchen Leuten fehlt es.

Wenn ich mir Baden-Württemberg so ansehe: Da gibt es im Süden noch genügend Dörfer, die man aus dem Nichts enstehen lassen könnte, sogar kleinere Städte.

Meine Beobachtung ist, dass zumindest im Raum Freiburg die Zahl der aktiven Mapper sinkt. Meine Vermutung ist, dass es am Aufstieg des Smartphones zum primären Internetzugang von Privatleuten liegt. Zumindest ich editiere etwa Wikipedia (w-j-s ist mein Wikipedia-Kürzel) nur sehr ungern via Smartphone. Ich halte das für einen Hauptgrund etwa für den Rückgang an aktiven Wikipedianern. (Dass ich mein Wikipedia-Enngagement runtergefahren habe, liegt allerdings daran, dass ich OSM für mich entdeckt habe, da aber ein anderes Kürzel zum Editieren wählte).

Bei OSM könnte das Smartphone ebenfalls ein Grund sein, warum die Leute nicht mehr so oft editieren, und natürlich der Umstand, dass die Karte für die meisten Leute gut genug ist, richtig. Aber Karten veralten verdammt schnell. D.h. es fehlt nun offenkundig an Leuten, die die Karte pflegen. Es ist schon schwierig genug, nur das Hauptverkehrsnetz aktuell zu halten. Wikipedia fehlt es ja auch an Leuten, die die Artikel aktuell halten.

Woran ich den Rückgang bei OSM auch festmache: Es gibt relativ wenig neue GPS-Traces hier. Ich habe mir gerade mal einige neue Verkehrsführungen wichtiger Straßen und Radwege angeschaut, die teilweise schon über ein Jahr in Betrieb sind: Die Tracks dort sind nur von mir, und es sind sehr wenige. Dagegen sieht man auf dem alten Straßenverlauf ein dickes Bündel an Linien.

Grüße Winfried

Comment from wolf0709 on 11 August 2016 at 22:02

Wir werden alle mehr und mehr zu Konsumenten erzogen - nicht zu Gestaltern unserer Welt - oder wenigsten zu ihren Kartografen. Und es gibt ja soviele Möglichkeiten der scheinbar befriedigenden Freizeitgestaltung. Da kann das Tracken oder Karten editieren kaum mithalten. Leider. Für mich persönlich habe ich Editieren kleiner Details mit MAPS.ME auf dem Tablet entdeckt.

Comment from Lübeck on 23 August 2016 at 10:38

Moin!

die Goldgräberstimmung bei OSM ist vermutlich vorbei wo es darum ging den Heimatort in die Karte zu bekommen damit der Weiße Fleck weg ist.

Es war ja teilweise ein Wettbewerb zwischen uns Mappern und hat auch eine Menge Spaß gebracht.

Bei uns in Lübeck ist der harte Kern der der Powermapper. Es sind zwar auch ab und an neue gekommen - aber dann auch genauso wieder verschwunden.

Die “alten” Hasen sind zwischenzeitlich auch etwas ruhiger geworden und von den Geschehnissen des Lebens eingeholt worden.

Es wäres schön wenn ich neue Mapper auch berufen fühlen mitzuwirken. Wir haben nämlich immer noch eine große Aufgabe um nicht unter zu gehen.

DATEN KOTROLLIEREN UND AKTUELL ZU HALTEN !!!!

… und nicht nur Postkästen und Telefonzellen .-)

Gruß Jan

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