OpenStreetMap

Ab und an berichten uns OSRM Nutzer von Umwegen die wir auf Anhieb nicht erklären können. Das folgende Beispiel zeigt eine solche Situation: der Flottsundsbron, eine schmale Brücke mit abwechselndem Verkehr in eine Richtung, im Süden von Schweden. Um solche und ähnliche Situationen handhaben zu können wurde vor Kurzem der oneway=alternating Tag in OpenStreetMap eingeführt.

Uppsala Umweg

Flottsundsbron Mapillary Strassenbild

Flottsundsbron Foto von Mapillary Nutzer alatius lizenziert CC BY-SA 4.0.

Bisher hatte der Flottsundsbron einen oneway=reversible Tag, was dazu führte, dass wir diesen Weg als nicht befahrbar markiert haben. Warum der Tag so problematisch für die Routenplanung ist, zeigen die folgenden zwei grundlegenden Unterschiede in seiner Benutzung:

Zum Einen wird der Tag verwendet um schmale Brücken und Tunnel zu markieren, die ihre Fahrtrichtung relativ häufig ändern (minütig, oft gesteuert durch Ampeln). Bei der Routenplanung können wir also die Wartezeit mit einkalkulieren und den Nutzer trotzdem darüber leiten. Flottsundsbron ist ein Beispiel für eine solche richtungsändernde Einbahnstrasse.

Zum Anderen gibt es Einbahnstrassen die ihre Fahrtrichtung relativ selten ändern, wie zum Beispiel Autobahnen um Pendler früh in die Stadt zu bringen und Abends wieder aus der Stadt heraus. Für diese Situationen macht es keinen Sinn bei der Routenplanung den Nutzer warten zu lassen, ohne die genaue Zeit zu kennen. Die Autobahn I-95 in Virginia ist ein perfektes Beispiel dafür.

Beide dieser grundlegend unterschiedlichen Semantiken wurden bisher im oneway=reversible Tag kombiniert. Das macht es bei der Routenplanung unmöglich zwischen den beiden Fällen zu differenzieren.

Deswegen wurde nach langer Diskussion auf dem Elbe-Labe-Meeting in Dresden der oneway=alternating Tag eingeführt.

Damit wird eine Unterscheidung möglich:

  • Hoch-frequente Änderungen der Fahrtrichtung die der Nutzer abwarten kann werden nun mit oneway=alternating getaggt.
  • Niedrig-frequente Änderungen der Fahrtrichtung können weiterhin oneway=reversible getaggt bleiben.

Mit dieser Unterscheidung kann die Routenplanung den oneway=alternating Weg in Betracht nehmen und gleichzeitig die Wartezeit mit einkalkulieren.

Uppsala Direkter Weg

Hier sind die Wiki Seiten der Tags:

Der nächste Schritt wäre es für oneway=reversible die genauen Zeiten zu taggen und für oneway=alternating die Frequenz bzw. die Wartezeit.

Für mehr Details gibt es hier den ursprünglichen Nutzerbericht. Richtungsändernde Einbahnstrassen sind im OSRM v5.5 Release enthalten. Für Feedback zur Routenplannung sind wir im OSRM Repository, im IRC oder auf der osrm-talk Mailingliste anzutreffen.

Discussion

Comment from ToniE on 15 December 2016 at 08:32

Gut beschrieben und macht wirklich Sinn.

Im Prinzip sind diese oneway=alternating wie Fähren über Flüsse zu behandeln. Man könnte als auch im Umkehrschluss auch bei Fähren oneway=alternating benutzten, oder? Bei Seefähren entsprechend mit oneway=reversible? Analog mit Abfahr- bzw. zu erwartenden Warte-Zeiten.

Von Baustellenampeln muss hier ja nicht geredet werden, oder? Das sind ja temporäre oneway=alternating mit Betonung auf “temporär”.

Gruß Toni

Comment from daniel-j-h on 15 December 2016 at 10:03

Ja, theoretisch gibt es bei Fähren auch die Unterscheidung zwischen

  • Kann der Benutzer dort warten, z.b. weil die Fähre alle 5-10 Minuten abfährt / anlegt
  • Muss der Benutzer die genaue Abfahrtszeiten wissen damit es Sinn macht dort hingeleitet zu werden

Der Unterschied bei Fähren ist dann noch, dass du oft keine Alternativen hast bzw. nur einen immensen Umweg fahren müsstest. Außderdem sind Fähren zum Glück weitgehend mit dem duration Tag versehen, der für die Routenplanung geparst werden kann.

Baustellenampeln sind lustigerweise von der Charakteristik her nicht von oneway=alternating zu Unterscheiden. Aber temporär ist immer so eine Sache ..

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