OpenStreetMap

Grundsituation im Stadtbild

In den letzten Jahren und nochmals verstärkt in den vergangenen Monaten bemühten sich die Berliner Bezirke zusammen mit den Ordnungsämtern zusehends um eine Beseitigung von illegal aufgestellten Altkleidercontainern im Stadtgebiet. Um welche Zahlen es hier geht, zeigt das Beispiel des Bezirks Lichtenberg - einer der hinsichtlich seiner Fläche und Bevölkerungszahl kleineren Berliner Bezirke. So hieß es in einer Pressemitteilung vom Sommer 2016:

“Seit dem 01. Januar 2012 wurden durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes Lichtenberg 1878 Altkleidercontainer sowohl im öffentlichen Straßenland als auch auf Privatflächen in Lichtenberg erfasst. 85 % der Container waren nicht genehmigt. Über 900 wurden im Zuge von Aufforderung und Zwangsmaßnahmen, weitere mehrere hundert ‘freiwillig’ beseitigt. Dennoch gibt es immer noch und immer wieder neue, nicht genehmigte Standorte.”

Die Bezirke (alle?) sind seit einiger Zeit dazu übergegangen, feste Standorte für entsprechende Container festzulegen. Diese Listen sind auch bezirksweise online zu finden (auf https://www.berlin.de/ bspw. nach Altkleidercontainer suchen). Für Charlottenburg-Wilmersdorf bspw. sind die 15 genehmigten Orte, alle übrigens nur für das DRK, hier aufgeführt. Das hindert das DRK allerdings nicht, auch an nicht genehmigten Orten Container zu belassen ;-)

Das Bezirksamt Mitte hat sogar exakt die 53 dort zugelassenen Standorte auf Fotos markiert. Die Standorte werden wohl ausgeschrieben und befristet auf bspw. 2 (Reinickendorf oder 3 (Marzahn-Hellersdorf) Jahre vergeben.

Das heißt: Im Straßenland sind einerseits genehmigte Altkleidercontainer zu finden, deren Fortbestand jedoch recht regelmäßig gefährdet ist. Zweitens waren und sind eventuell weiterhin etliche illegal aufgestellte Container zu finden, die im Rahmen einer Salamitaktik von den Aufstellern binnen kürzester Zeit immer wieder an neue Standorte verfrachtet wurden/werden: “Häufig werden die Container regelrecht wie in einem Wettbewerb mit häufig wechselnden Standorten in kurzen Zeitintervallen ‘verschoben’, um die ordnungsbehördliche Kontrolle zu erschweren.”.

Alt-Text –» Schlechtes Versteck eines nicht genehmigten Containers

Altkleidercontainer in Berlin - status quo bei OSM

Alt-Text

Allein bei OSM sind mit Stand 20.10.2017 noch knapp über 1000 nodes im Berliner Stadtgebiet mit ‘recycling:clothes=yes’ zu finden. Einige Dutzend weitere habe ich kürzlich in einem Gebiet, das ungefähr dem Altbezirk Wilmersdorf entspricht (v.a. mit diesem CS) nach Vor-Ort-Prüfung entfernt bzw. - sofern noch vorhanden - mit survey:date versehen. (Außerdem einige beschreibende note=* für zukünftigen Mapper für einen gewissen Anhaltspunkt über die anzunehmende Dauer(haftigkeit) des Containerstandorts ergänzt.)

Knapp 50 bei OSM eingetragene Standorte im Altbezirk Wilmersdorf bin ich abgefahren, auch um zu sehen, ob tatsächlich viele Container inzwischen verschwunden sind. An weniger als einem Dutzend der rund 50 OSM-Standorte waren tatsächlich noch Container vorhanden (davon lediglich 3 bezirklich genehmigte Standorte). Der allergrößte Teil der Container ist also inzwischen entfernt worden (ggf. auch einige an anderen Standorten), die OSM-Daten mithin offenbar heillos veraltet.

Nebenbei: Der Anteil von alleinigen Schuhsammelcontainern (recycling:shoes=yes) ist mit derzeit vier POIs in Berlin hingegen absolut zu vernachlässigen…

Das Verschwinden einzelner Container bleibt übrigens auch den App-Usern nicht verborgen. Über StreetComplete werden immer wieder ‘notes’ zu verschwundenen Container gesetzt: https://www.openstreetmap.org/note/1163108, https://www.openstreetmap.org/note/1102691. Von diesen ‘notes’ könn(t)en über die Jahre noch viele Hunderte in Berlin eintrudeln :-)

Alt-Text –» access=difficult?

Datenbank für temporäre Altkleidercontainer?

Für die Zukunft stellt sich auf dieser Basis die Frage, ob vor allem die illegalen Altkleidercontainer in Berlin, die mutmaßlich regelmäßig “wandern”, tatsächlich bei OSM eingetragen werden/bleiben sollten. Wir tragen ja auch nicht kleinere und mittlere Straßensperrungen während Bauarbeiten ein - außer wenigstens ein dauerhaft aktiver Mapper wird absehbar an dieser Sache dranbleiben und dies aktuell halten. Das wird aber kaum bei “recycling:clothes=yes” in Berlin passieren.

Datenqualität abseits von Straßen und Adressen

Und dennoch wäre es erfreulich, wenn sich das selbst gern als umfassende Geodatenbank(!) darstellende Projekt zukünftig nicht zu eng auf ‘street’ in openSTREETmap konzentrieren würde und auch in anderen Bereichen für eine höhere Datenqualität als allein in Routing- und Adressfragen gesorgt werden würde. Die Altkleidercontainer, von denen viele offenbar vor Jahren eingetragen und seitdem nicht mehr überprüft wurden, sind nur ein sehr kleines, eher nebensächliches Beispiel dafür, dass hier in der Datenqualität noch viel Luft nach oben bei OSM besteht. Ein Mosaiksteinchen im OSM-Datenwald gewissermaßen - aber wenn viele Steinchen beschädigt sind oder fehlen, verliert auch das Gesamtmosaik an Wert.

Hier nochmal der overpass-Link für diejenigen, die auf ihren Wegen durch Berlin den ein oder anderen Container eliminieren oder den ein oder anderen bestätigen wollen.

Discussion

Comment from Harald Hartmann on 21 October 2017 at 16:46

Frag doch mal beim Autor von StreetComplete nach einem Quest dafür ;-)

Comment from Nakaner on 22 October 2017 at 17:50

Harald, die Idee lag mir gerade auch auf der Zunge, aber in dem Falle wären regionale Quests unter Umständen besser. Ein globaler Quest würde nicht schaden, lokale binden aber u.U. Leute an die bestehende örtliche Community (Stärkung des Wir-Gefühls usw.).

Comment from RoterEmil on 24 October 2017 at 09:46

Danke für eure Rückmeldungen. Mir ging es hier ja nicht allein um die Altkleidercontainer, sondern auch um die grundsätzliche, m.E. vernachlässigte OSM-Datenqualität abseits von Straßen und Adressen. Die Sache mit den Containern ist ja a) nur eine unter sehr vielen und b) nicht drängend, da von eher geringerer Relevanz. Wär natürlich dennoch schön, wenn in Berlin gemeinsam(!) aufgeräumt würde. Von einem richtigen Wir-Gefühl würde ich derzeit eher nicht sprechen - also, @Nakaner, erstmal dieses schaffen, dann stärken ;)

@Nakaner: Was meinst Du mit regionalem Quest? Über StreetComplete??

Comment from Nakaner on 24 October 2017 at 10:15

@RoterEmil Mit einem regionalen Quest meinte ich ein Quest (eine Aufgabe) mit regionaler Begrenzung. Dafür könnte man einerseits als örtliche Community mehr Werbung machen und andererseits wäre die in vielen Fällen sinnvolle Diskussion im Forum/auf Mailinglisten vor der Einführung der Aufgabe nur auf regionaler Ebene erforderlich. Zudem muss man bei regional begrenzten Aufgaben weniger Sonderfälle und örtliche Eigenheiten betrachten – der Aufgabenautor kennt sie ja schon.

Comment from Nakaner on 24 October 2017 at 10:19

Zu regionalen Quests gibt es schon ein Ticket auf Github.

Comment from RoterEmil on 24 October 2017 at 10:27

@Nakaner: nunja, es gibt ja aber m.E. kein festes Communitygefüge in Berlin. Oder ich bin dafür vielleicht noch nicht lang genug mappingaktiv dabei, um es ernsthaft mitbekommen zu haben.

Wie und wo Werbung machen? Innerhalb der Berliner “Community” (was auch immer das heißen mag)? Die Liste, bei der ich zugegeben nichtmal angemeldet bin…, wird ja nun auch nicht sonderlich rege genutzt.

Comment from Harald Hartmann on 24 October 2017 at 10:47

@RoterEmil > , sondern auch um die grundsätzliche, m.E. vernachlässigte OSM-Datenqualität abseits von Straßen und Adressen.

Naja, dazu gibt es ja durch aus Bestrebungen wie last_check, check_date etc. Ist aber ja leider nicht so “spannenden” wie andere Aufgaben.

Ich glaube auch mal bei den Wochennotizen eine Karte/Darstellung gesehen zu haben, die eine Einfärbung auf Grund des Alters (letztes Änderungsdatums) eines POIs bzw. OSM-Elemente anzeigen, finde es nur gerade selbst nicht.

Comment from RoterEmil on 24 October 2017 at 15:41

@Harald: Die Karte aus den WN würde mich interessieren. Kannst Du etwa abschätzen, wann sie in den WN war? (Sie wird zwar hier nicht wirklich weiterhelfen, weil an einem amenity/shop/wasauchimmer=* vermutlich sehr viel häufig irgendwas geändert wird (Adressanpassungen, Öffnungszeiten vereinheitlicht, etc.), ohne dass die Existenz des POI vor Ort kontrolliert wurde.) Trotzdem immer schön etwas visualisiert zu sehen und ggf. ja auch anregend für neue Ideen.

Dass das nicht so “spannend” ist wie andere Aufgaben, mag für viele, vermutlich einen Großteil der Mapper gelten. Es ist aber auch viel zu wenig Thema, wie damit umgehen. Weil immer nur neues einpflegen (oder manchmal auch nur reinklatschen) wird vor allem in gut gemappten Regionen auf Dauer nicht funktionieren, wenn OSM als Projekt mit guter Datenqualität dastehen will.

Comment from Harald Hartmann on 24 October 2017 at 16:21

Nein leider, habe im Moment irgendwie gar kein “zeitgefühl” … und wenn ich Suche, komme ich zu:

Und dann gäbe es da noch die WN#339 mit dem Hinweis auf Vorstellung POI tool … da der Link http://poicheck.ddns.net/ leider nicht mehr funktioniert, kann ich dir nicht sicher sagen, ob es das war, was ich gemeint habe .. müsstest du halt mal Sir_Blight anschreiben…

Comment from RoterEmil on 24 October 2017 at 20:36

Danke, Harald, für die Suche + Zusammenstellung der Links! Ich schau’s mir bald in Ruhe an.

Comment from taxi-adem on 30 October 2017 at 13:12

Kann man das nicht in das iOS Spiel Kort einpflegen? Das wäre ganz praktisch.

Comment from RoterEmil on 31 October 2017 at 18:12

Hi taxi-adem, kenne mich mit Kort nicht aus, aber auf der wiki-Seite heißt es: “Die Bugs für die Missionen werden jede Nacht von Keep Right heruntergeladen.” In KeepRight passt diese Aufgabe aber nicht rein.

Schöne Grüße

Comment from vogelfreier on 2 November 2017 at 09:56

Hallo an Euch, war gerade per Zufall über osmBlog gestolpert. Das mit den illigalen (Altkleider/Schuh)Container ist nicht nur eine Berliner Seuche, sondern wird in so manchen anderen Städten vorkommen. Bei mir in Essen habe ich mit ein paar wenigen im März ‘17 den Recyclingwald durchforstet http://overpass-turbo.eu/s/sJo , nach derzeitigem Stand mit 466 Altkleidercontainer für’s gesamte Stadtgebiet. Dabei wird man immer wieder darüber stolpern mit Namen wie Brotex/Grotex/Texaid/…, den offiziellen großen Anteil bilden Loop/DRK/Rhenus. Selbstverständlicherweise hat es Lob und Kritik gehagelt, weil man die Container einzeln dort stehn hätte und es würde die Karte überfrachten. Wir haben schon “viel” geleistet, doch es gibt so manche Dinge da hätte ich als Endanwender noch Handlungsbedarf, was an einer Sache abgewunken wurde. Es gibt noch viel zutun…

Comment from taxi-adem on 2 November 2017 at 10:24

Vielleicht kannst du ja mal die Macher kontaktieren. Die sollten solche Dinge auch implementieren. Würde uns das Leben viel einfacher machen. Gruß.

Comment from taxi-adem on 6 November 2017 at 11:15

fixme-tagged items Nodes, ways or relations that are tagged with FIXME should be reviewed…

Damit müsste es machbar sein. Gruß

Comment from RoterEmil on 6 November 2017 at 14:05

Hallo ‘taxi-adem’, das Ding ist nur: dafür müssen alle derzeit rund 950 ‘recycling:clothes=yes’-Einträge in Berlin mit einem ‘fixme’ versehen werden. Das ginge schon und problemlos - wäre aber a) irgendwie ein mechanischer Edit, der ja nicht so gern gesehen ist und b) kein fixme im eigentlichen/ursprünlichen Sinne sein. Denn es ist ja nicht klar, dass hier ein Fehler vorliegt. Es gibt ja auch (vergleichsweise wenige) erlaubte Standorte. Ein kleines c) Es würde auch fixme-Einträge mit anderem Inhalt irgendwie untergehen lassen, die fixme-Einträge in Berlin auf einen Schlag in etwa verdoppeln. Wer 950x ein fixme anklebt, würde vermutlich von irgendwo aus der Mappercommunity (ob zurecht oder unrecht) “Ärger” dafür bekommen :)

Eine Möglichkeit wäre ohne weiteren Aufwand auf jeden Fall schon jetzt die o.g. Abfrage (http://overpass-turbo.eu/s/svM) im gewünschten Format zu laden (nach dem ‘Ausführen’ -> ‘Export’), also z.B. als eigenen Layer in einer Karte anzeigen zu lassen.

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