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Wandern mit OSM

Posted by Hungerburg on 28 May 2020 in German (Deutsch). Last updated on 7 June 2020.

Wenn man auf Wanderungen Zufallsbekanntschaften macht und auf Nachfrage einen Blick auf die Wanderkarte werfen darf, dann sieht man in gar nicht wenigen Fällen ein Produkt das auf den Daten von openstreetmap.org (OSM) basiert. In der recht verbreiteten outdooractive Variante nimmt das freilich sehr Wunder, denn die Darstellung der OSM Daten, gerade was Wege angeht, ist darin derart reduziert, dass mehr als der Verlauf kaum ersichtlich wird.

Dabei enthalten die OSM Daten einige weitere hilfreiche Angaben dazu die sich optisch ansprechend einbauen lassen. Apps unabhängiger EntwicklerInnen, recht preiswert, manche sogar in ihren kostenlosen Varianten, bringen sie ausdrucksvoll und schön zu Tage. Böse Zungen werden sagen, outdooractive (die gemanagte Community) oder Kompass (der Verlag) tun das absichtlich nicht, um ihren Zahlprodukten keine Konkurrenz zu machen. Andere werden sagen, die Daten sind nicht professionell genug auf einen Mindeststandard gehoben, um sich die Mühe anzutun, sie überhaupt in die Gestaltung zu übernehmen.

Wie dem auch sei, wer dagegen mit google-maps wandern geht­, das wohl nicht nur meines Erachtens professionellste Produkt am Markt für Navigationssysteme, dem kann sowieso nicht geholfen werden, schließlich ist es für Leute gemacht, die mit ihren Füßen hauptsächlich Gaspedale treten oder auf ihnen zum Shopping durch eine Altstadt bummeln; Es ist auch wirklich gut darin, hier von A nach B zu finden. Aber auch diese Karte bekommt man, zumindest wenn man nicht zu fern breiter Forststraßen unterwegs ist, hin und wieder zu sehen. Nicht selten kommt dabei heraus: Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen.

Was gibt es zu jenen OSM Daten nun Wissenswertes zu erzählen? Das Argument mangelnder Professionalität hat einen wahren Kern, die Daten entstehen, ähnlich wie Einträge in der allbekannten Wikipedia, zu einem nicht unbedeutenden Teil aus dem Fleiß von Hobbyisten, in diesem Fall Sonntagsgeographen unterschiedlichster Motivationen und Meriten. Penibel nach GPX, Luftbild und DGM eingetragene selten begangene Steige finden sich dort gleichauf Skiabfahrten mitten in der Sahara, die erstaunlich lange stehen bleiben, wohl weil den in ihrem Machtrausch kichernden Kids ob deren Absurdität niemand böse sein kann. Große Mengen Daten stammen aus open government data Beständen und sind häufig ohne viel Prüfung in Bausch und Bogen übernommen worden; angesichts des schieren Volumens nicht weiter verwunderlich.

Wenn ich aber in einem outdooractive Werbetext lese, dass ich gegen Aufpreis in einer App amtlich beglaubigte Daten als Grundlage der Karte zukaufen kann, verstehe ich sofort, warum selbst Leute, die dieses Paket erworben haben es in der Praxis dann nicht verwenden. Schließlich will man ja den aktuellen Weg, dessen Zustand oder die zu erwartende Schwierigkeit erfahren und nicht, wo im Grundbuch ein Wegerecht hinterlegt ist oder wo vor 50 Jahren Jäger ihre Reviere durchstreiften. Kompass AnwenderInnen dagegen nutzen anscheinend gerne das gekaufte.

Eine Schwachstelle der OSM Daten als Grundlage einer Wanderkarte ist nicht zuletzt, dass es sich bei OSM in erster Linie um eine Datenbank von geographisch kodierten Informationen handelt, welcher Art auch immer. Die Karten, will heißen die Ausschnitte daraus auf den Bildschirmen sind davon nur programmatisch abgeleitet. Falschinformationen sind vielleicht das kleinere Problem, für das spezifische Kartenprojekt irrelevantes muss herausgefiltert werden. Das geht nur dann gut, wenn die Daten entsprechend attribuiert wurden. Die teilweise hitzig geführten Debatten dazu lassen sich großteils in Wikis und Mailinglisten nachlesen.

Gewerbliche Weiterverbreiter der Daten werden sich auch Fragen zur Institution OSM stellen. Die Organisation ist offensichtlich nicht so einfach zu klären als die der Wikipedia. Ganz so transparent sind wahrscheinlich beide nicht. Man investiert vielleicht nicht gerne, in etwas, das einem nicht (allein) gehört.

Was man selten zu sehen bekommt, sind Karten auf Papier. Die Übersichtlichkeit bleibt nach wie vor unübertroffen, die Geschwindigkeit mit der man von der großräumigen Orientierung zum Detail wechseln kann detto. Aber die müsste man ja jedes Mal extra heraussuchen und auch einpacken.

Discussion

Comment from JBacc1 on 29 May 2020 at 06:37

(If my Deutsch is not too bad and I understood well) The main difference between slippy and paper maps is the amount of work needed to make them. You’ll need a good style sheet for both, but if you want something clean for the paper version, you have to do some additional manual work on each one you produce. And after some tests I made, this amount of work is huge. As you cannot just zoom in to get more info, you have to cram what you really want to show in the available space.

Comment from Hungerburg on 29 May 2020 at 10:37

Salu JB, Our local alpine club has a long history of making very detailed and true to the ground paper maps in 1:25000 scale. Even though their workflow meanwhile is fully digital of course, the slippy map in their app is just raster tiles (of a single zoom level, if I am not mistaken.) I imagine, the difficulties are the same, whichever direction the conversion, no matter how sophisticated the algorithms for programmatic placement and selection of features.

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