Um statt dem doch etwas langweiligen Erfassen von Hausnummern und ähnlichen Wohngebiets-Daten einmal etwas anderes auszuprobieren und Neues zu lernen, habe ich in den letzten Wochen versucht, die noch sehr rudimentären landuse-Angaben rund um Brackenheim zu verbessern, insbesondere die interessanten Auenlandschaften am Forstbach sowie das große Naturschutzgebiet „Zaberauen von Meimsheim und Botenheim“ zu erfassen. Letzteres ist noch nicht ganz abgeschlossen; ich bitte um Geduld, bis ich Zeit finde, all die auf einigen Spaziergängen erfassten Details einzutragen. Eine Frage bedarf aber einer kleinen Erörterung, nämlich: wie läuft und v.a. wo mündet heute (2013) der Herrenwiesenbach?
Der Herrenwiesenbach mündete ursprünglich, wie z.B. noch die Wanderkarte von Württemberg 1:100.000, Blatt 3, von 1931 zeigt, direkt nördlich von Botenheim in die Zaber. Im Zuge der Urbar-Machung der Zaberauen (etwa 1936–1938) wurden nicht nur die zahlreichen einst zwischen Botenheim und Meimsheim entspringenden und fließenden Bäche verdolt, sondern insbesondere auch der Herrenwiesenbach in einem weiten Bogen nach Südosten umgeleitet, floss dann durch einen schnurgeraden Kanal nach Ost-Süd-Ost, unterquerte die Zabergäu-Bahn in einem eigenen Durchlass direkt südlich von der Bahnbrücke über die Zaber und mündete erst dann, d.h. bei der Südost-Ecke von Meimsheim, in die Zaber.
Viele recht neue Karten zeigen immer noch dieses Bild (z.B. die Topographische Karte 1:25.000, Blatt 6920: „Brackenheim“, von 2010), und erst recht viele Online-Kartendienste. Auch wenn man über den „Steckbrief“ des Naturschutzgebietes die zugehörige Karte aufruft, wird ein nur geringfügig abweichender Lauf angezeigt, demzufolge der Herrenwiesenbach zwar nach dem Bogen kurz aus dem schnurgeraden Lauf nach Süden ausbricht, dann aber etwas weiter östlich in das gerade Kanalbett zurückkehrt.
Dagegen wird in der vom Steckbrief aus verlinkten „Würdigung“ des NSG angekündigt:
„Eine an natürliche Verhältnisse angepasste Renaturierungsplanung […] soll dem Herrenwiesenbach in nächster Zeit wieder einen natürlich wirkenden Verlauf geben und naturnahe Verhältnisse im und am Bachbett wiederherstellen. Die neue Mündung in die Zaber soll um stark 300 m talaufwärts in der Höhenlage von 179,80 m NN an die dortige Bodenschwelle aus Grünland (180,60 m NN) verlegt werden. Die neue, mäandrierende Linienführung paßt sich an die natürlichen Höhenverhältnisse besser an und vermeidet dadurch die ökologisch nachteilige, entwässernde Tiefenerosion innerhalb des Naturschutzgebietes.“
Eine genaue Datierung dieses Textes fehlt (falls er zusammen mit der Verordnung über das NSG entstanden wäre, so müsste das 1994 gewesen sein). Ich habe leider im Netz auch keinerlei nähere Angaben finden können, ob diese Renaturierung des Unterlaufs und der Mündung inzwischen stattgefunden hat. Ich glaube aber, dass sie inzwischen erfolgt ist und dass man die Karten anpassen muss, und zwar aus folgenden Gründen:
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Just gut 300 m oberhalb der bisherigen Herrenwiesenbach-Mündung, eben bei einer kleinen Bodenschwelle, mündet ca. bei 49.0666564, 9.0785581 ein auf den älteren Karten nicht verzeichneter Bach mit nennenswerter Wassermenge in die Zaber. Seine Mündung ist gut in die Landschaft eingepasst, wirkt aber doch noch so, als sei sie vor wenigen Jahren neu geschaffen worden.
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Der breite Kanal, durch den der Herrenwiesenbach bisher parallel zum Feldweg bis zur Zaber geführt wurde, führt nur noch wenig Wasser, das auch nur langsam fließt (beobachtet am 16. März 2013, als es zuvor hinreichend Regenfälle gegeben hatte). Dies scheint mir deutlich weniger Wasser zu sein, als der Herrenwiesenbach beim Eintritt in das Naturschutzgebiet bei Botenheim mit sich bringt.
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An der Stelle, an der nach allen Karten der Herrenwiesenbach aus dem Inneren des Naturschutzgebietes kommend in den geraden Unterlauf des Kanals einfließen müsste (ca. 49.0669455, 9.076804), konnte ich keine Zuflussstelle in den Kanal finden. Der Kanal scheint also nur noch das Wasser zu führen, das ihm über zwei Gräben von Süden aus den Feldern zugeführt wird.
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Auch schon beim Eintritt des Herrenwiesenbaches in das NSG sind die Karten offensichtlich veraltet: der Herrenwiesenbach verlässt hier schon vor dem Eintritt in den alten Bogenlauf seine kanalisierte Bahn und mäandert in einem renaturierten Bett lustig vor sich hin, um dann nach Ost-Süd-Ost abzubiegen, aber deutlich vor dem früheren kanalisierten Lauf. (Letzterer führt dagegen tlw. kaum mehr Wasser, jedenfalls fließt keine nenneswerte Wassermenge mehr durch ihn.)
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Folgt man diesem Lauf auf den Bing-Luftbildern nach Ost-Süd-Ost, so kann man den ungefähren (neuen) Lauf zwischen dem neuen Eintritt in das NSG und der neuen Mündung abschätzen.
Aus diesen Gründen habe ich mir gestattet, auf der OSM die neue Herrenbach-Mündung samt dem neuen Lauf durch das NSG einzutragen (der mittlere Teil musste dabei, da er wegen des Sumpfgeländes nicht zugänglich ist, anhand der Luftbilder abgeschätzt werden). Ich hoffe, dass dies so korrekt ist. Auch wenn meine Einträge nicht perfekt sind, so ist die OSM hier doch damit jedenfalls schon einmal wesentlich korrekter und aktueller als die meisten kursierenden gedruckten Karten oder Online-Kartendienste (z.B. Google Maps). Eine kleine Skizze zeigt das Ergebnis wohl am besten (Hintergrund: aktueller OSM-Zwischenstand):

Wunderbar wäre es natürlich, wenn jemand einen Beleg dafür finden könnte, dass die Renaturierung des Baches tatsächlich inzwischen erfolgt und meine Analyse korrekt ist, und ggf. den Verlauf anhand amtlicher Unterlagen etc. noch genauer gestalten könnte.
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