OpenStreetMap

Mangels Zeit in den letzten Wochen habe ich mich nicht so intensiv mit den Kandidaten der diesjährigen OSM Awards auseinander setzen können und veröffentliche diese Wahlempfehlung leider erst kurz vor Ende der Abstimmung.

Wie stimmt man ab?

Man ruft awards.osmz.ru auf und wird meistens erst auf die OSM-Loginseite umgeleitet. Die Abstimmungsplattform wurde vom OSMF-Vorstandsmitglied Ilya Zverv (Zverik) geschrieben und ist auf seinem Server gehostet, daher nicht unter einer “offiziellen” openstreetmap.org-Subdomain. Durch den Login wird sichergestellt, dass jedes OSM-Benutzerkonto nur einmal abstimmt.

Anders als letztes Jahr, kann man in jeder Kategorie beliebig vielen Kandidaten eine Stimme geben. Man kann bis zum Ende des Abstimmungszeitraums noch seine Stimmabgabe ändern.

Die einzelnen Kategorien

Es gibt neun Kategorien, drei mehr als letztes Jahr. Für die Definition der Kategorien sei auf meinen Eintrag im deutschen OSM-Blog hingewiesen.

Im Folgenden gehe ich durch die einzelnen Kategorien. In jeder Kategorie findet ihr zu Beginn die Beschreibung der Kategorie. Danach folgt die Liste der Kandidaten mit einer Beschreibung, die neutral zu sein versucht und an das englische Original angelehnt ist. Als letztes kommt meine persönliche Meinung, die nicht neutral, aber wertend und ehrlich-direkt ist.

Core Systems Award

Die Definition: Der Core Systems Award (Preis für zentrale Dienste) soll für herausragenden Beiträge zu wichtiger, zentraler OSM-Software, -Systemen, -Prozessen oder -Ressourcen vergeben werden. Die Software/das System muss nicht unter der Kontrolle der OSMF stehen. Der Rails Port, osm2pgsql, OSM Carto, iD, JOSM, Mapnik und all die anderen Werkzeuge, die Mapper wissentlich oder unwissentlich tagtäglich nutzen, sind qualifiziert.

  • Hartmut Holzgraefe hat den alten MapOSMatic-Dienst zum Atlantendruck, nachdem er offline gegangen war, wiederbelebt, indem er ihn geforkt hat und eine eigene Instanz aufgesetzt hat. Und das ist nicht das Ende: Jede Woche verbessert er seinen Dienst weiter. Er hat die größte Sammlung an Kartenstilen, die zum Drucken bereit sind. Sein Dienst unterstützt E-Mail-Benachrichtigungen und er hat die Benutzerobefläche verbessert. Man kann sogar zusätzliche Overlays einbinden.
  • Bryan Housel ist der Maintainer von iD, dem Online-Editor auf openstreetmap.org. Kürzlich hat er ein Einsteiger-Tutorial ergänzt, das zum Ausprobieren sogar eine virtuelle Stadt bereithält.
  • Andy Allan arbeitet seit vielen Jahren an OpenStreetMap-Projekten, am Kartenstil, der auf openstreetmap.org eingesetzt wird und seit einiger Zeit auch an der Website und API. Dort macht er gerade eine Fleißarbeit – er räumt auf.
  • Kevin Bullock ist als DigitalGlobe-Mitarbeiter auf diversen State-of-the-Map-Konferenzen schon gefragt worden, wann DigitalGlobe endlich Satellitenbilder zum Mappen bereitstelle. Jetzt war es endlich so weit.
  • Paul Norman und Matthijs Melissen haben über ein halbes Jahr den Kartenstil “OSM Carto” einem Refactoring unterzogen, eine Arbeit, von der man nicht viel sieht, aber trotzdem wichtig ist.

Ich tendiere dazu, diesen Preis demjenigen zu geben, der ehrenamtlich an einem zentralen Projekt lange arbeitet. In dieser Kategorie vergebe ich nur eine Stimme. Sie geht an Andy Allan.

Auf keinen Fall würde ich meine Stimme an Kevin Bullock geben. Zum einen sind die DigitalGlobe-Luftbilder kein “zentraler Dienst”, zum anderen sollten die OSM Awards an Freiwillige und nicht an bezahlte Kräfte vergeben werden.

Auch bei Hartmut Holzgraefe frage ich mich, was an MapOSMatic “zentral” sein soll. Es ist nur eines der vielen Tausend Projekte aus dem OSM-Universum.

Bryan Housel bekommt von mir auch keine Stimme, weil er für seine Tätigkeit von Mapbox bezahlt wird.

Da Paul und Matthijs beim Refactoring sich, soweit ich weiß, nicht so sehr um die Kompatibilität mit anderen Kartenstilen gekümmert haben und man künftig nicht mit derselben PostgreSQL-Datenbank sowohl OSM Carto als auch einen der anderen Mapnik-basierten Kartenstile rendern kann, bekommen die beiden von mir keine Stimme.

Innovationspreis

Der Innovation Award (Innovationspreis) wird für den besten neuen Dienst oder Ansatz vergeben, z.B. neue Werkzeug zum Mappen, Bilderkennung, Digitalisierung oder OSM-Datenanalyse, neue Mappingtechniken oder neue Nutzungsmöglichkeiten für bestehende Werkzeuge.

  • Stefan, Philipp und Martin, die Entwickler der OpenTopoMap, welche OSM-Daten in einem der TK50 nachempfundenen Stil rendert. Zudem stellt das Projekt OpenTopoMap wöchentlich aktualisierte Garmin-Karten bereit.
  • Sajjad Anwar (geohacker) hat die manuelle Analyse von Änderungssätzen beschleunigt. Die meisten verwenden dafür bislang Achavi, welches aber langsam ist, weil es die Daten live aus der Overpass-API bezieht. Sajjad erzeugt die für die Analyse notwendigen Daten jedoch in Echtzeit und cacht sie, was die Ladezeiten verkürzt. Zudem ist das Rendering schneller. Seine Arbeit wird schon von OSMCha verwendet.
  • Yuri Astrakhan hat die SPARQL-Schnittstelle zum Abfragen von Wikidata-Daten mit OSM verknüpft.
  • Tobias Zwick hat mit der Android-App StreetComplete neue Nutzergruppen als Mapper erschlossen. Dabei handelt es sich um einen OSM-Spezialeditor, der einem zu erledigende Aufgaben in der nahen Umgebung anzeigt.
  • Michael Straßburger hat einen ASCII-Renderer für Vektortiles geschrieben, sodass man sich OSM-Karten auch auf der Kommandozeile ansehen kann.

Ich werde in dieser Kategorie eine Stimmen vergeben.Die eine Stimme geht an Tobias Zwick. Zwar gibt es schon Manches auszusetzen, es handelt sich dabei jedoch um Fragen, die die Gestaltung der Aufgaben betreffen.

Die zweite Stimme geht an Sajjad Anwar. Zwar ist seine Arbeit Teil seiner Tätigkeit bei Mapbox, jedoch geht es in dieser Kategorie um die Innovation und nicht um das Engagement.

Da ich nicht mehr als zwei Stimmen vergeben möchte, geht Michael Straßburger leider leer aus. Ehrlich gesagt, hätte eine Implementierung des Renderers in C mehr Stil gehabt als in JavaScript.

Die OpenTopoMap ist eine Fehlnominierung und es spricht in meinen Augen nicht für das Auswahlkomittee in dieser Kategorie, dass diese Nominierung es in die Endauswahl geschafft hat. Das Projekt existiert schon seit Jahren und verstößt damit zum einen gegen die Bedingungen dieser Kategorie, zum anderen mangelt es mir an Neuheit.

Preis für einflussreiches Schreiben

Der Influential Writing Award (Preis für einflussreiches Schreiben) soll für das beste Tutorial, die beste Anleitung, den besten Blog oder Blogbeitrag vergeben werden. Ein Text oder eine Reihe an Texten, die neue Leute zu OSM bringen, einen interessanten Ausblick auf OSM bringen oder die Community dazu animieren, Sachen besser zu machen, sind gesucht.

BushmanK wird für seine nachdenklich-kritischen Benutzer-Blog-Einträge nominiert, in denen er sich Mapping-Themen widmet, z.B. der Benennung von Objekten und ob man gewisse Dinge überhaupt eintragen sollte.

Joost Schouppe wurde für die Einträge in seinen Benutzer-Blog zu den folgenden Themen nominiert: Interviews, Analyse lokaler Bearbeitungen, Statistiken, dem Effekt von Mapathons und Gedanken zur Nutzung bereitgestellter amtlicher Daten

Ramani Huria wurde für Blogeinträge zur Community und Mappingtechniken in Tansania nominiert.

Die Firma Carto’Cité wurde für ihre französischsprachigen Tutorials zur Nutzung von OSM-Daten in QGIS und uMap nominiert.

Arun Ganesh (PlaneMad) wurde für Einträge in seinem Benutzer-Blog über Statistiken, Renderingbeispiele und Kuriositäten (inkl. Vandalismus) in den OSM-Daten nominiert.

Meine Stimme geht an Joost Schouppe, weil seine Blogeinträge den Eindruck erwecken, dass sie sehr einiges an Rechereche im Vorfeld erfordert haben (Erstellung der Statistiken usw.). Meine zweite Stimme geht an BushmanK, da seine Beiträge ebenfalls einen aufrufenden Charakter haben. Gerade das ist für “einflussreich” erforderlich.

Fortsetzung in Teil 2

Discussion

Comment from Hartmut Holzgraefe on 16 August 2017 at 08:41

Auch wenn ich mich natürlich freue da mit auf der Liste zu stehen: verstehen tue ich es auch nicht, und war auch überrascht auf einmal meinen Namen dort zu sehen … (noch dazu auf dem “Stimmzettel” dann ganz oben)

Comment from mmd on 16 August 2017 at 14:47

Zum Cachen der Changesets: so etwas gab es in ähnlicher Form schon vor 3 Jahren in Overpass API mit den Augmented Diffs, allerdings wurde es mit Version 0.7.50 eingestellt. Aus den Release Notes von damals:

“The Augmented Diffs are redesigned to be always generated on the fly. This is because the Augmented Diffs have been piling up on the server to almost a terabyte of data and we are running out of space.”

Die vorgestellte Lösung fängt aktuell irgendwo im Frühjahr 2017 an, noch ältere (oder auch sehr junge) Changesets müssen also nachwievor über Overpass angefragt werden (Mapbox hat eine eigene Instanz). Insgesamt hat das Cachen aber den großen Vorteil, Last von der Hauptinstanz zu nehmen. Wieviel Platz das Cachen aktuell aber wirklich beansprucht, ist leider nicht überliefert.

Das Thema ist insgesamt etwas umfangreicher und wird auch auf verschiedenen Github-Issues diskutiert (Overpass API, OSM main page und Achavi). Es gibt auch immer noch neue Ideen dazu, und Cachen ist vielleicht auch nur ein möglicher Ansatz. :)

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