OpenStreetMap

Abstrakt

Das Land Tirol hat eine Hausnummerliste veröffentlicht. Diese wurde für die OSM Hausnummerauswertung sowie zusätzlich auf für die Straßenlistenauswertung verwendet und die Ergebnisse werden vorstellt und persönlich kommentiert.

Grafische Darstellung der ersten Tiroler Hausnummerauswertung

Datenumfang der Hausnummerliste

Durch die Erwähnung in der OSM-Wochennotiz 217 [1] sties ich auf die verfügbare Hausnummerliste des Bundeslandes Tirol [2]. Die korrekte Quellenangabe ist “Land Tirol - data.tirol.gv.at”, die Liste wurde unter der Lizenz CC BY SA 3.0 AT mit Erweiterungen freigegeben.

Für alle 279 Gemeinden sind insgesamt 187.250 Hausnummern angegegeben, davon sind 187.162 nutzbar. In der Hausnummerliste sind auch die Geokoordinaten angegeben. Die Lizenz erlaubt mir, die Hausnummerliste für den Datenabgleich mit OSM-Daten heranzuziehen, dabei ignoriere ich die Geokoordinaten aber, damit diese nicht direkt oder indirekt über Programmfunktion der Auswertesoftware den Weg in die OSM-Datenbank finden.

Hinzuziehung des Gemeindeverzeichnisses Österreich

Das verfügbare Gemeindeverzeichnis Österreich von Statistik Austria [3] inkl. der dort ebenfalls vorhandenen Einwohnerzahlen wurde importiert. Dies unterstützt zum einen Konstistenzprüfungen und auch spätere Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern.

Datenanpassungen

Das Gemeindeverzeichnis von Statistik Austria enthält “nur” die Gemeinden von Österreich. Die administrative Zuordnung zum politischen Bezirk und zum Bundesland wurde aus den umliegenden Admin-Relationen der jeweilgen Gemeinde gebildet. Das Ergebnis musste in der Auswertungs-DB noch nachbearbeitet werden, weil die Namensvergabe nicht konsistent war. Auch die Namen der eigentlichen Gemeinde-Relationen ist nicht einheitlich geregelt, auf den Mailinglisten von talk-at und talk-de finden gerade zu diesem Bereich aber Diskussionen statt.

Die offizielle Hausnummerliste beinhaltete auch einige vereinzelte Fehler. Diese werden in Kürze rückgemeldet an den Datengeber.

Erste Hausnummerauswertung

Die Auswertung aller Gemeinden (grafische Übersicht: [4], tabellarischer Zugang: [5]) ergab summarisch eine erstaunliche hohe Hausnummernabdeckung: 165.187 verschiedene Hausnummern sind in OSM vorhanden von ausgewerteten 186.136 Hausnummern, das ergibt 88,7%.

Nebenbemerkung: die Differenz von 186.136 Soll-Hausnummern gegenüber der o.g. eigentliche Sollzahl 187.162 wird noch geprüft.

Die hohe Hausnummerabdeckung ist vermutlich zu einem großen Teil auf Importe durch verfügbare Hausnummernlayer zurückzuführen. Dies ist nachvollziehbar, wenn man sich eine Gemeinde, z.B. Höfen in Josm ansieht (Menü Datei > Vom Server herunterladen.. auswählen und im Tabulator Koordindaten im Textfeld die URL [6] eingeben) und den geoimage.at Hintergrundlayer dazu anzeigen lässt. Die meisten Hausnummern sind Gebäudeumrissen zugeordnet, zusätzlich sind Hausnummern als Knoten erfasst, die exakt auf der Zahlenposition im Hintergrundlayer liegen und für die es weder Gebäudeumrisse im Layer gibt noch auf Bing Gebäude zu sehen sind. Das flächendeckende Argument sehe ich in der weiter unten beschriebenen überraschend höheren Hausnummerabdeckung gegenüber der Straßennamenabdeckung.

Eignung der Hausnummerliste für Straßenlistenauswertungen

Statistik Austria stellt zwar auf ihrer Webseite [7] komplette Straßenlisten für das Gesamtgebiet Österreich bereit, die Nutzung ist aber so stark reglementiert, das diese noch nicht mal für meine Straßenlistenauswertung herangezogen werden darf nach Angaben auf der Webseite.

Für das Bundesland Tirol habe ich die nutzbare Hausnummerliste aber zumindest kurz abgeglichen mit der echten Tiroler Straßenliste von Statistik Austria und daraus ist eindeutig erkennbar, das die Hausnummerliste aktueller ist. Lediglich für den Bereich Almennamen sind mehr Einträge bei Statistik Austria vorhanden. Dem gegenüber sind mehr echte Straßennamen in der Tiroler Hausnummerliste vorhanden. Daher kann zumindest für Tirol ohne Bedenken die nutzbare Hausnummerliste auch als Straßenliste herangezogen werden.

Erste Straßenlistenauswertung

Die Auswertung aller Gemeinden (grafische Übersicht: [8], hierarchischer Zugang: [9]) ergibt für die Summe aller 279 Gemeinden, das 6.773 von 8.934 Straßen (entspricht: 75,8%) in OSM vorhanden sind.

Dieser Wert ist vergleichbar zu Straßenlistenabdeckungen in ländlichen Gebieten in Deutschland. Der Wert ist für mich aber überraschend niedrig im Vergleich zu der Hausnummerabdeckung von 88,7% im selben Gebiet!

Stichproben bei den Straßenlistenauswertungen ergeben, das etliche Straßennamen leicht modifiziert in OSM vorhanden sind. Eine Ursache dürfte das bisherige Fehler einer offiziellen Straßenliste sein (das ist jetzt erledigt ;)).

Meine Vermutung ist, das bei der Übernahme der Hausnummern auch die Schreibweise der Straßen vom Hausnummernlayer übernommen wird. Dabei wird aber nicht der Namen der Straße selbst mit korrigiert. Dies dürfte aus meiner Sicht der Hauptgrund für die o.g. Diskrepanz zwischen Hausnummern- und Straßenlistenabdeckung sein.

Die Schreibweise der Straßennamen wird bis heute weitgehend im Konsens von den Straßenschildern übernommen. Nicht so bei der Erfassung der Hausnummern über die Hausnummerlayer. Diese unterschiedliche Vorgehensweise sollte diskutiert und möglichst abgestellt werden.

Vergleich Hausnummern- und Straßenlistenabgleich zwischen Tirol und NRW

In Deutschland sind im Bundesland NRW für immerhin 28 Gemeinden Hausnummerlisten vorhanden, dies ist vor allem dem OSM-Benutzer TheFive zu verdanken, der etliche Gemeinde-/Kreisanfragen gestellt hat.

Ich habe für diese 28 Gemeinden die Hausnummerabdeckungen und Straßenlistenabdeckungen herangezogen und aufsteigend sortiert.

Für Tiol habe ich alle 279 Gemeinden ausgewertet, sortiert und danach jede 10.te Gemeinde ausgewählt.

In der Vergleichsgrafik [10] ist erkennbar, das in NRW klassisch die Straßenlistenabdeckung höher ist und schneller ansteigt, also nur in wenigen Gemeinden eine schlechte Straßenlistenabdeckung vorhanden ist. Die NRW-Kurve für die Hausnummerabdeckung ist niedriger und verläuft flacher, die Hausnummern sind also ein zeitlich späteres Thema und in weniger Gemeinden schon umfangreich vorhanden.

In Tirol dagegen ist die Hausnummerkurve extrem steil. 90% aller Gemeindenden sind bereits mindestens 80% aller Hausnummern in OSM erfasst. Bei der Tiroler Straßenlistenabdeckung sind erst in 50% aller Gemeinden über 80% der Straßen vorhanden.

Relativierung der Aussagen: auch in NRW gibt es mit dem NRW-Atlas ein Hausnummerlayer und dieser darf ebenfalls für die Hausnummererfassung verwendet werden. Außerdem gibt es für Köln sogar die Hausnummern für den direkten Import, weil dort Geokoordinaten herangezogen werden dürfen. Allerdings wurde die remote Hausnummererfassung in NRW noch nicht in diesem Umfang wie in Tirol angewandt.

Schlußbetrachtung: Vorsicht, persönliche Bewertung!

Gegen die Verwendung der verfügbaren Hausnummerlayer in Zweifelsfällen oder wenn vor Ort keine Hausnummern gefunden werden, habe ich nichts.

Aber die flächendeckende Übernahme von Hausnummern ohne vor Ort Begehungen finde ich nicht gut. Wir importieren einfach die vergebenen Hausnummern, ohne diese vor Ort verifiziert und ggfs. hinterfragt zu haben. Gerade unser lokales Know-How, das wir zugegebenermaßen auch nicht überall haben, nutzen wir nicht mehr aus, wenn wir die Daten einfach 1:1 inkl. der Fehler übernehmen.

Natürlich hat die Übernahme auch Vorteile: zu einen sind wir dort, wo wir keine lokalen Mapper haben, überhaupt in der Lage, diese Daten zu erfassen und zum anderen haben wir schneller die Hausnummern in OSM.

Ich appelliere mehrheitlich für die händische Erfassung. Besonders eindrucksvoll ist für mich München, zugegeben eine Großstadt mit äußerst engagierten Mappern. Dort wurden innerhalb eines Jahres mehr als 70.000 Hausnummern erfasst und die Abdeckung stieg von 40% auf über 98%, siehe Grafik [11]!

[1] http://blog.openstreetmap.de/blog/2014/09/wochennotiz-nr-217/

[2] https://www.tirol.gv.at/data/datenkatalog/geographie-und-planung/adressen-tirol/

[3] http://www.statistik.at/web_de/klassifikationen/regionale_gliederungen/gemeinden/

[4] http://regio-osm.de/hausnummerauswertung/grafikdarstellung/anzeige_dynamisch.html?city_centerpoint=7.31447202824181%2051.9896131226454&zoom=9&lat=47.20053&lon=11.56343&layers=B000

[5] http://regio-osm.de/hausnummerauswertung/auswertung_auswahlort#%C3%96sterreich

[6] https://api.openstreetmap.org/api/0.6/map?bbox=10.6824748,47.4720279,10.6887314,47.4749867

[7] http://www.statistik.at/strasse/suchmaske.jsp

[8] http://regio-osm.de/listofstreets/mapview.html?zoom=9&lat=47.24575&lon=11.91835&layers=B00T

[9] http://regio-osm.de/listofstreets/hierarchy?country=%C3%96sterreich&hierarchy=Tirol

[10] http://regio-osm.de/img/Abdeckungsvergleich-Tirol-NRW.png

[11] http://regio-osm.de/img/Muenchen_Hausnummerentwicklung-2013-2014.png

Location: 6075, Österreich

Discussion

Comment from _al on 25 September 2014 at 03:52

Achtung: In Tirol gibt es sehr viele Orte, die keine Straßennamen, sondern Ortsnamen in der Adresse haben, die also eigentlich addr:place statt addr:street sein müßten. Bitte das unbedingt zu beachten.

/al

Comment from HannesHH on 27 September 2014 at 10:25

Ich würde empfehlen ein anderes Farbschema zu verwenden, zB “7-class RdYlBu” oder “7-class PiYG” von http://colorbrewer2.org/

Das aktuelle Schema ist nicht intuitiv und ich finde es schwer zu sehen, welcher Wert wo ist.

Comment from okilimu on 27 September 2014 at 10:50

Danke _al für den Hinweis,

Ich hatte die addr:place Hausnummer echt ignoriert und habe am Mittwoch den Programmcode angepasst. Heute (Sa) läuft eine neue Auswertung, die Deine Adressen mit berücksichtigen sollen

Comment from okilimu on 27 September 2014 at 10:54

Hallo HannesHH,

schlage mir bitte von colorbrewer2.org einen Eintrag aus dem Bereich “sequential” vor. Deine Vorschläge sind vom Typ “diverging”, damit will man die Werte am unteren und am oberen Ende hervorheben und die Mitte ist neutral. Für die Hausnummerabdeckung ist aber “sequential” besser, weil das eine Ende (100% Abdeckung) das Optimal darstellt und das anderen Ende der schlechteste Zustand ist.

Meine Farbauswahl ist bereits von Colorbrewer2 gewesen. Evtl. sind die 7 Klasseneinteilungen auch zuviel und dadurch die Farbunterschiede zueinander zu klein?

Vielen Dank für Deinen Hinweis!

Comment from HannesHH on 28 September 2014 at 09:20

Ich fände es in diesem Fall garnicht so schlimm eine divergente Skala zu nehmen, durch die Klassenwahl (nur 2 bis 50%, 5 darüber) ist ja eh schon eine Art Wertung drin. Wenn du sagst “unter 50% ist ganz schlecht” und “ab 80% ist schon ziemlich gut”, dann passt das :)

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